Luftdruckfinetuning

Beim Gespräch über die richtige Kaffeemaschine für’s Produktionsbüro taten sich neulich zwei Fraktionen auf: die eine war mehr so die Fraktion „Ich mag Kaffee“. Die andere Fraktion hatte detaillierte Geschichten zu bieten von diesem einen Kaffeeladen in sagenwirmal San Francisco wo sie immer ein Barometer neben der Maschine stehen haben, um den Mahlgrad des Kaffees auf den Luftdruck in der Atmosphäre anzupassen. Oder war es der Druck in der Kaffee-Maschine? Und heißt es überhaupt noch Kaffee-Maschine? Ihr merkt schon bei welcher Fraktion ich eher zuhause bin.

Und tatsächlich ist das eigentlich ein guter Indikator dafür, ob man zum Producer taugt oder ob man vielleicht über andere Betätigungsfelder, gern natürlich auch in der Kreativindustrie, nachdenken sollte. Ein Producer ist für mich jemand, der einen guten Kaffee zu schätzen weiß; dem es aber gerne mal im Detail egal ist, wie der hergestellt worden ist. Der die Leute kennt, die wissen, wie & wo der hergestellt wird, und der am Ende auch sagen kann, was der Kaffee kostet. Und für wieviel man ihn einem Kunden weiterberechnen könnte und dabei noch einen soliden Schnitt macht.

Aber müssen Producer dafür zutiefst und wirklich selber begeistert sein davon, daß ein sicher interessant gekleideter Barista in San Francisco alle Viertelstunde aufs Hygrometer guckt, und müssen sie sich selbst jetzt auch so ein Ding in die Küche hängen? Müssen sie, mit anderen Worten, sich für jede Detailfrickelei, jedes Optimierungspotenzial, jede kreativ sich gerierende Distinktionsstrategie, für jede Art Kunstwollen interessieren und erwärmen? Nein, sage ich, das müssen sie nicht, die Producer.*

Eine gute Faustformel, sozusagen Ockham’s Razor für das Produktionsgeschäft ist doch vielmehr die Frage: „Lässt sich das in Excel abbilden“? Wenn nein…

So, darauf erstmal einen NesKaffee.

*Achtung, Producer-Nerd-Content: A propos Excel. Genauswenig wie Detailfrickelei für mein Kaffee-Erlebnis entscheidend ist, genau so wenig ist es für einen guten KVA entscheidend, ob es jetzt in Zeile 12.318 auch noch die Möglichkeit gibt, die Anrechenbarkeit von Catering für Inhouse-Mitarbeiter von den Verpflegungspauschalen abzuziehen und gegen die Per Diems zu verrechnen, es sei denn das heimliche Ziel ist „Death By Confusion“. Interessiert in Wahrheit niemanden, und macht niemandes Leben einfacher, gerechter, reicher oder präziser. Können wir uns vielleicht auf einen 3 Jährigen Optimierungs-Stop beim Kalkulationsformular einigen, und uns dann nach drei Jahren mal gegenseitig fragen: „Sollen wir da jetzt dringend was ändern, oder lassen wir’s einfach wie es ist?“ Ich würde eine Menge Geld wetten zumindest auf MEINE Antwort in der Sache.

Create Less Drama

Wer mag sie nicht, die Werbung für den Young Directors‘ Award! Bei der Polizeikontrolle sagt das Mädchen auf dem Rücksitz zum Polizisten: „That’s not my Mommy“ und zeigt ein selbstgemaltes HELP! – Schild. Der Polizist tritt zurück und sagt zur nichtsahnenden Frau am Steuer: „Step out of the car, Madam!“ Das Mädchen grinst in die Kamera. Slate: „Born To Create Drama. Young Directors’ award.”

Leider haben sich das jenseits der Regie auch diverse andere Departments zu sehr zu Herzen genommen – manchmal ist da draußen einfach zu viel Drama.

Hörte neulich jemanden aus der Tech Branche sagen „Und wenn das nicht klappt, dann müssen wir das eskalieren.“Toll. Neue Vokabel für mich, allein schon deswegen toll. Erst recht aber das Konzept dahinter: nichts eskaliert von allein, nichts von dem, was ich tue, trägt absichtlich zu einer Eskalation bei, es sei denn, es geht nicht anders. Dann aber entscheide ich mich bewußt dafür. Oder anders gesagt, mein default ist NON-DRAMA; DRAMA gibt’s erst dann, wenn es wirklich sein muss, und wenn alles andere nicht geholfen hat.

Das ist ja leider bei uns, mich eingeschlossen, nicht immer so. Im Gegenteil, es gibt genug Freunde des filmproduzierenden Gewerbes, die das Drama LIEBEN. Die es anziehen, es befeuern wo es nur geht. Aus Langeweile, aus Unterforderung, aus Überforderung, oder einfach nur weil sie nichts anderes gelernt haben.

Oder gar weil sie sich vor Arbeit drücken wollen. Ich hatte mal einen Herstellungsleiter, der immer & grundsätzlich überdramatisiert hat. „Das stellst du dir so einfach vor, was? Aber in WIRKLICHKEIT IST DAS IRRE AUFWENDIG WEIL erstens, zweitens, drittens“. Und ich hab zu Anfang immer noch gedacht, ich hätte die wahre Tragweite meiner Ideen tatsächlich unterschätzt. Am Ende hatte ich eher den Eindruck, dass er grundsätzlich überdramatisiert hat, zur Abschreckung gewissermaßen, damit er weniger Arbeit mit mir & meinen Einfällen hatte.

Full Disclosure: Habe mich selbst mal ertappt wie ich Drama kreiert und ein Projekt tatsächlich beinahe in die Katastrophe geschubst habe (meine Ausrede: das ist seeeehr lange her…):

Kunde und Agentur haben am Drehort in Südafrika sich so unkooperativ verhalten, dass wir einen zusätzlichen, nicht kalkulierten Drehtag auf der Uhr hatten, für den Kunde und Agentur nicht zahlen wollten. Ich war als Executive nicht vor Ort und hab mir deshalb von der Serviceproduktion eine Einschätzung schreiben lassen dazu, wie es zu diesem weiteren Drehtag gekommen ist. Anstatt jetzt aber vor Ort erstmal für Ruhe zu sorgen und das so pragmatisch wie möglich zu Ende zu bringen, war ich so aufgebracht, daß ich den Bericht der Serviceproduktion gleich einszueins dem Agenturchef weitergeleitet habe; der, auch offenbar ein Freund des Dramas, war genau so pfiffig wie ich und hat sie postwendend seinen Leuten am Set weitergleitet: Und KA-BOOOOM. Das Drama am Set, als die Agentur der Serviceproduktion deren Protokoll der Ereignisse vorgelesen hat, hätte beinahe zu NOCH einem zusätzlichen Drehtag geführt.

Mal ganz abgesehen von der grundsätzlichen, emotionalen Beschaffenheit der meisten Mitspieler, für die man meist wenig kann, gibt es aber tatsächlich auch ein paar Techniken, die man sich mit jahrzehntelanger Übung draufschaffen kann, zum Beispiel:

Verschieben. Das wäre die beste Anti-Drama-Strategie bei meinem Südafrika-Beispiel gewesen. „Let’s cross this bridge when we get there.” Es muß nicht immer alles sofort entschieden werden. Vieles schon, eigentlich das meiste, aber eben einiges auch nicht.

Deflaten. „It’s just adverstisng, honey”. Ist das wirklich so wichtig? Wofür? Für mein Ego? Für meinen ganz speziellen Platz in dieser Produktion? In der Nahrungskette? Im Universum gar?

OPP = Other people’s problem. Vielleicht ist es gar nicht dein Problem? Check das doch nochmal, bevor du so richtig mit Schwung einsteigst.

Who’s in charge here? Drama entsteht oft in einer uns allen nur zu bekannten Umgebung, in der Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten, letztlich Authorität & Entscheidungstrukturen zu undurchsichtig verteilt sind. Weil alles projektbasiert ist. Weil wir alle ja fresh und funky und per DU miteinander sind.

Drama ist in solchen Umgebungen oft eine Art Hilfeschrei um jemanden herbeizurufen, IRGENDWEN, der doch bitte bitte eine Lösung für das Deadlock herbeiführen möge, das dabei zu oft entsteht. Statt des Dramas wären natürlich klare Strukturen und eine für alle offensichtliche und nachvollziehbare chain of command hilfreich – boring, undramatisch, aber wirkungsvoller.

Weitere Anti-Drama-Strategien gern in die Kommentare!

Who’s bad?

“Fabulous”! sagt dein Regisseur. “Loving it!!“ und du fragst dich zum x-ten mal: „Ai Carramba, diese Americanos, meinen die das auch so? Und wo bleiben eigentlich die Nuancen?“

Oder wie es im Wikipedia-Eintrag zu Michael Jackson’s BAD heißt: „Das Wort bad (engl. böse, schlecht, verdorben) kann in der Jugendsprache auch als „cool“ angesehen werden.“ Ja, da kenn sich einer aus!

“Sorry I have to admit I quite don’t hate it“ sagt der Britische Kreative und du fragst Dich: Ja watten nu, haßt du es oder nicht? Möchtest du es eigentlich hassen, aber ärgerst Dich sehr, daß es dir doch ein bißchen gefällt? Oder ärgerst dich ein bißchen, aber es gefällt dir sehr? Oder willst du nur sphinxhaft british erscheinen und dich auf nichts festlegen? Ihr macht mich noch alle ganz carroussel in meinem simplen Producerkopf, ihr Subtilitätsfanatiker!

Nach einer Kundenabnahme hat mich der Londoner Agenturproducer mal zur Seite genommen, mir den Arm um die Schulter gelegt, auf seine Schuhspitzen gestarrt und leise gemurmelt: „Stephan, you can not confront people like that!“ Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich die Frage der Kundin, ob man das Master auch drei Tage früher als vereinbart ausliefern könne, mit „Nein, das geht leider nicht.“ beantwortet. Textbook Culture Clash!

How auch ever, um mal Herrn Lindenberg zu zitieren, damit Ihr Producerhasen da draußen nicht ständig Bahnhof versteht, hab ich Euch hier mal mein „How To Deal With Your English Speaking Creative‘s Feedback“ zusammengestellt – nichts davon ist auf meinem Mist gewachsen, aber erstaunlicherweise stimmt es trotzdem haargenau so.

Wir fangen mal an mit unseren Freunden jenseits des großen Teichs, die ja aus deutscher Sicht eine leicht andere Deformation in der Beziehung zwischen Gemeintem und Gesagtem aufweisen als die jüngst gebrexiteten Filmschaffenden. Here we go!

Diese drei Spalten zeigen Euch, wie man 1) American Creative Feedback in 2) Plain English übersetzt, und was 3) das ungeübte deutsche Producerohr gerne fälschlicherweise da raushört.

How To Misunderstand your American Creative’s Feedback (according to Producer Pauly)

AMERICAN CREATIVEPLAIN ENGLISHDEUTSCHES PRODUCERGEHIRN
AwesomeGoodSie sind begeistert!
FabulousGoodSie sind begeistert!
AmazingGoodWow, sie haben noch mehr Vokabeln für begeistert!
GreatFineSie sind begeistert!
OKBadNicht schlecht
Not sooo greatVery BadSchon besseres gesehen, aber okay
ChallengingVery Very BadSie fühlen sich gefordert

Okay, you catch my drift, don’t you?

Na, schon ganz vielversprechend, aber jetzt legen wir noch einen Zahn zu. Weiter geht’s mit den Königen der Konversation, unseren Freunden von der Insel!

How To Misunderstand your British Creative’s Feedback (according to Producer Pauly)

BRITISH CREATIVE           PLAIN ENGLISHDEUTSCHES PRODUCERGEHIRN
I hear you!I disagree and I don’t want to talk about it anymore.Sie akzeptieren meine Sichtweise.
With the greatest respect:I think you are an idiot.Sie respektieren mich!
That’s not bad.That’s good.Mist, so grade eben nicht ganz schlecht
That is a very brave proposal!You must be insane.Sie bewundern meinen Mut.
Quite GoodA bit disappointingGanz schön  gut
I’d suggest…Do it.  Ist ja nur ein Vorschlag.
Oh, by the way,                     The primary point of this conversation is…Nur mal so dahergesagt…
I was a bit disappointed                    I’m deeply annoyedSie sind enttäuscht, aber nur ein bisschen

Very interesting                    
That’s clearly nonsense.Sie finden es interessant!       

I’ll bear that in mind!            
already forgottenThey will probably do it
I’m sure it’s my faultIt’s your fault.            Sie sind schuld, nicht ich, pheew.
I almost agree.I disagree completely.           Sie stimmen zu 99% zu.
I only have a few minor commentsRewrite that completely        .Sie haben zwei, drei Rechtschreibfehler gefunden

So, und hier nochmal die Zusammenfassung:

Well, that wasn’t too bad after all, or was it?

Lyrics-To-Image AI

Vielleicht werdet Ihr denken, daß es Producer Pauly jetzt ein wenig aus der Kurve getragen hat, aber ich kann nicht anders: Ich bin Text-To-Image addicted seit ich eine Einladung zu MIDJOURNEY bekommen habe, einer der Open AIs, die Text in Bilder verwandelt. How could I not be? Schliesslich ist das mein täglich Brot: aus Texten Bilder machen, und das gibts jetzt als App? Woaaaahhh!

Tagelang habe ich dieser Einladung entgegengefiebert, und dann sitze ich mit leicht feuchten Händen davor und… mir fällt erstmal nichts ein außer den doofen Witzen, die ich bei anderen Usern eigentlich ärgerlich und geradezu der Ankunft dieser neuen Intelligenz unwürdig gefunden hatte, auch wenn die daraus entstandenen Bilder zum Teil amüsant waren.

Aber dann hatte ich eine Eingebung: Warum eigentlich sollte ich mir selbst was ausdenken, mache ich ja sonst auch nicht, ich bin ja Producer. Warum lasse ich nicht einfach ein paar Klassiker der Musikgeschichte gegeneinander antreten und schau mir an, wie die AI deren Lyrics so in Bilder übersetzt? Keine Woche später kann ich ein paar Ergebnisse mit Euch teilen, spoiler alert: Da ist kein Song dabei von nach der Jahrtausendwende.

Lasst uns mit Tom Waits loslegen – sehr dankbarer Texter, der Tom, weil schön konkret, aber immer auch schön wirr, Details, die aufeinander krachen und nicht gleich eine langweilig eineindeutige Klischeesosse ergeben.

GUN STREET GIRL

„Falling James in the Tahoe mud/
Stick around to tell us all the tale/
Well he fell in love with a Gun Street girl/
And now he’s dancing in the Birmingham jail“

Auf Anhieb ein sehr reifer, Francis Bacon-esker Kawenzmann, hat mich insgesamt 10 Minuten gekostet. Vielversprechender Anfang, auch wenn mir irgendiwe das Gun Street Girl gefehlt hat. Und wenn man ganz genau hinguckt könnte man gar glauben, olle Tom Waits selbst zu erkennen in der zentralen Figur, aber das ist vielleicht ein wenig überinterpretiert.

Und noch ’ne Runde gefällig? Aus TANGO TIL THEY’RE SORE:

„Let me fall out of the window with confetti in my hair/
Deal out Jacks or better on a blanket by the stairs/
I’ll tell you all my secrets, but I lie about my past/
And send me off to bed forevermore“

Tolle Haare, Eins A Konfetti, die Blanket gefällt mir auch sehr, und ich finde die Komposition/Bildaufteilung sehr gelungen. Also mehr davon, vielleicht das hier, der Anfang von JOCKEY FULL OF BOURBON:

„Edna Milton in a drop dead suit/

Dutch Pink on a downtown train/

Two-dollar pistol but the gun won’t shoot/

I’m in the corner on the pouring rain“

Jetzt weiß ich zumindest, was „dutch pink“ ist, das tröstet über die fehlende Knarre hinweg. Und aus den Two Dollars hat die AI zwei Edna Miltons gemacht, warum eigentlich nicht?

Full disclosure: Ich fand die Texte schon immer vor allem prima kryptisch, und Midjourney hat sie jetzt nicht grade verstehbarer gemacht. Aber darum gings ja auch irgendwie nicht.

Weiter, weiter: Neil Young hat mir nur miese Klischeebilder beschert mit einer Ausnahme, MAN NEEDS A MAID:

„My life is changing in so many ways/
I don’t know who to trust anymore/
There’s a shadow running through my days/
Like a beggar going from door to door“

Rätselhafter Schatten auf der Rechten!

Springsteen war da schon eher nach meinem Gusto, hat andererseits auch viel Erwartbares produziert, z.B. zu THE RIVER:

„I come from down in the valley/
Where, mister, when you’re young/
They bring you up to do like your daddy done“

Kommen wir zu ACDC, ROCKER:

„I’m a rocker
I’m a roller
I’m a right out of controller
I’m a wheeler
I’m a dealer
I’m a wicked woman stealer“

Ganz geil, oder? Wie die Gitarrenperson da so auf nem Roller steht?

Den Unterscheid zu Springsteen macht da vor allem die veränderte Anweisung am Ende der Lyrics. Ich hab mir von anderen abgeschaut, mal OCTANE RENDER hintendran zu schreiben, eigentlich sollte ich als Post-erfahrener Producer wissen, was es bedeutet, war mir aber egal, weil man SIEHT was es bedeutet im Gegensatz zur Anweisung PHOTOREALISTIC (okay, da weiß ich was es bedeutet, aber was es in MIDJOURNEY für einen Effekt hat ist nochmal eine ganz andere Frage), die ich bei den Beispielen davor benutzt habe.

Und jetzt schnallt Euch mal an, jetzt dreht die AI frei bei den EAGLES / HOTEL CALIFORNIA, wo mich seit ca. 40 Jahren die Frage umtreibt, was denn wohl „tiffany twisted“ bedeuten könnte.

„Her mind is Tiffany-twisted/
She got the Mercedes Benz/
She got a lot of pretty, pretty boys/
She calls friends“

Das hier?

Da ist immerhin das mind twisted. Aber Tiffany? Die pinken Benze, sind die Tiffany?

Oder das hier:

What the Whaaaat? Ich musste tief Luft holen als das passierte. Wenn das mal nicht twisted ist. Ist das ein Mund, der in ein pinkfarbenes Mercedes Cabrio beißt? Vielleicht. Vielleicht aber auch etwas ganz anderes. Und wem es hier schon zu anatomisch wird, dem kann ich nur massiv davon abraten, Patty Smith „Because the Night“ oder Leonard Cohen „Bird on a wire“ in eine Text-To-Image AI zu füttern. Die Ergebnisse waren so erschreckend, daß ich sie hier nicht teile. Im Ernst: haunting. Grauenhaft. Schreckliche Alptraumbilder.

Da enden wir doch lieber mit einer weirden Umsetzung eines der schönsten Lieder, die ich kenne, FAMOUS BLUE RAINCOAT von Leonard Cohen:

„Ah, the last time we saw you you looked so much older/
Your famous blue raincoat was torn at the shoulder“

Interessanter Raincoat.

So, und wer macht jetzt schwuppdiwupp das erste Musikvideo aus MIDJOURNEY-Bildern, die die Lyrics des Songs selbst generiert haben? Ja, muß man denn wieder alles selber machen?***

Na, gibts doch eh schon, und ihr habts auch schon gesehen, richtig? Also sagt mir bitte kurz wo, links bitte in die Kommentarspalten.

P.S.: In meinem letzten Blogeintrag hatte ich mir Gedanken gemacht dazu, wie es denn bestellt ist um das Copyright bei AI generiertem Content. Darum sei hier rasch nachgetragen, wie sich das bei MIDJOURNEY verhält, dem AI-Services-Anbieter, mit dem ich die Bilder hier erzeugt habe, jedenfalls aus Sicht des Anbieters selbst. Wie sich das vor Gericht im Streitfall verhält, das muss sich im Detail noch zeigen. Aber verkürzt gesagt:

  • 1. Der Anbieter lässt sich das Recht einräumen, alles unentgeltlich zu nutzen, was ich mit seiner Hilfe erzeuge. Ich muß mir also die Bildrechte mit ihm teilen, was deren kommerzielle Verwertbarkeit deutlich einschränkt. Ihr erinnert Euch: Als Werbefilmproduzenten treten wir die Rechte an unserem Filmen grundsätzlich ab „Frei Von Rechten Dritter“. Man könnte diese Bilder also in einem Werbefilm verwenden, müsste aber entweder den Kunden darauf hinweisen, dass im Fall dieser Bilder das Recht an den Bildern nicht EXKLUSIV übertragen wird, weil MIDJOURNEY auch ein Nutzunsgrecht hat. Wenn wir also ein paar Hintergründe für einen Mercedes Produktfilm in MIDJOURNEY erzeugen, könnte BMW dieselben Hintergründe bei MIDJOURNEY einkaufen, ihren eigenen Wagen davor ablichten mit dem Hinweis: „Who wore it better?“ Oder wir müssten die Bilder vor Verwendung so sehr weiterbearbeiten/verfremden, daß uns dann an der Überarbeitung die Nutzungsrechte exklusiv gehören. Wie aber sieht das aus, wenn wir Bilder erzeugen, und sie in ein 3D-Programm importieren, das dann komplette 3D-Welten aus „unserem“ (und dem von Midjourney…) Input extrapoliert/generiert? usw usf – jede Menge spannender Fragen, zumindest aus Producersicht.
  • 2. Er räumt allen anderen Nutzern ein Recht ein, meine Ergebnisse zu re-mixen, also weiterzuverwenden. Jeder, der per Knopfdruck eines meiner Bilder variieren oder auch nur upscalen lässt, bekommt also ebenfalls Ownership an den Ergebnissen zugesprochen, denn:
  • 3. räumt der Anbieter mir Ownership an allen Bilder ein, die ich hier erzeugt habe, die ich mir allerdings, siehe 1., mit ihm teilen muss.

Ich freu mich schon auf den ersten Prozeß, in dem Tom Waits die Nutzunsgrechte an den Bildern von mir bekommen möchte, die MIDJOURNEY & ich mithilfe seiner Lyrics erzeugt haben.

P.P.S.: Da haben wir den Salat! Das US Copyright Office hat grade erneut entschieden, dass nach US Recht die Produkte einer AI nicht mit copyright versehen werden können, da es den Produkten an „human authorship“ mangele. Und jetzt? Tom Waits jedenfalls kriegt nix…

***September 22: Und da sind sie auch schon auf Youtube, die Musikvideos mit lyrics prompts: Space Oddity, Stairway to heaven, und viele mehr…

Haste mal ’nen Euro?

Musikvideo-related Facebook Post neulich: „Wer ist Fan von Band xyz und hat Lust als Komparse mitzumachen; ich schmeiß‘ ne Runde Bier“. Das ist völlig okay wenn’s wirklich um Fandom geht auf allen Seiten, Musikvideos sind eben ein toughes business (als business), und ich weiß, dass es bei diesem Projekt um eine Herzensangelegenheit geht. Ich hab aber auch schon oft genug erlebt, dass es am Ende um was ganz anderes geht.

Der Post erinnerte mich an ein zähes Budgetgespräch, das ich mal geführt habe. Das kulminierte in der Frage des Agenturproducers: „Ja, wollt ihr jetzt geilen Scheiß machen oder nicht?“ Das war wahrscheinlich irgendwie motivierend gemeint, hatte bei mir aber den gegenteiligen Effekt: Ich hab spontan gedacht „Ach weißte, wenn das alles ist was ihr zu bieten habt, sag ich mal spontan „Nö.“. Hab ich natürlich nicht gesagt. Wir haben uns stattdessen zum Xten mal plattquatschen lassen, ein Projekt zum halben Preis zu machen – zum Glück ausnahmsweise mit dem Ergebnis einiger Cote D’Azur-Trophäen. Aber trotzdem schüttelt’s mich bei der Erinnerung an diesen Dialog noch diverse Jahre später – warum eigentlich?

Lasst mich ein wenig weiter ausholen: Ich hab mal bei einem Musikmagazin gearbeitet, wenn ich mich recht entsinne als erster bezahlter Mitarbeiter, bei dem die Bezahlung grundsätzlich vor allem aus CDs bestand, die die Redaktion als Rezensionsexemplar geschickt bekam, aus Gästelistenplätzen für Musik Venues, und nicht zuletzt natürlich aus dem kuscheligen Gefühl, mit Gleichgesinnten in einer lustigen Musik-Nerd-Welt zu leben. Das hat Sinn gemacht und war mehr als fair enough für alle Beteiligten: Eine Bezahlung wie beim Tagesspiegel wäre einfach nicht drin gewesen, und das war auch allen Beteiligten klar. Die Existenz dieses Magazins stand und fiel mit dem Geschäftsmodell, und die Vorteile, die die Mitwirkenden damit für sich erzielt haben, waren zwar von außen betrachtet klein, aber es waren Vorteile, die für die Mitmachenden nur in diesem System und nur zu diesen Konditionen überhaupt erreichbar waren. Na klar hätten wir auch alle versuchen können Musikredakteur beim Rolling Stone zu werden, und da zu professionellen Konditionen zu arbeiten, aber das Angebot & die Chancen, es zu bekommen waren halt minimal & man konnte sich eben besser sein eigenes, wenn auch unterbezahltes Biotop schaffen. Soweit, so okay-hey.

Wenn das Geschäftsmodell aber ein anderes ist, als das eines Anzeigenblättchens mit 20tausender Auflage, das auf einem (DEM einen…) Mac in QUARK zusammengeschustert wird, sagenwirmal das Geschäftsmodell eines international aufgehängten Agenturnetzwerks mit zu recht solide bezahlten Kreativdirektoren etc., dann ist die Gleichung einfach eine andere. Wenn man als Akteur in so einem Laden grundsätzlich & regelmäßig versucht, Leistungen bei Dritten unter Marktwert einzukaufen weil man ja „geilen Scheiß machen will“, oder anders gesagt: den immateriellen Wert von Kreativität in handfeste materielle Vorteile, sprich marktunübliche Preise zu verwandeln, und wenn man das nicht ab & zu macht, wenn’s eben tatsächlich nicht anders geht, sondern das grundsätzlich und immer als Attitude vor sich herträgt: „Wir haben zwar (schon wieder) kein marktübliches Budget, aber dafür haben wir hier schon wieder einen Film geschrieben, der soooo cool ist, wenn du DEN auf der Rolle hast… next step Hollywood“, dann ist das auf Dauer irgendwas zwischen Bettlerei und Abzocke.

Ich sag gar nicht, daß das nicht ab&an legitim sein kann. In solchen Setups sind schon tolle Filme entstanden, die komplette Karrieren gekickstartet haben, und ohne das sehr spezielle Setup hätte es weder die Filme noch die Karrieren gegeben. Wenn es die Agentur schafft, dem Kunden klarzumachen, dass er der Kreation und der Regie mehr Freiheiten lassen muss im Austausch gegen unüblich niedrige Budgets, dann stimmt der Deal ja. Aber man muss das im Einzelfall sich anschauen und beobachten, ab welchem Moment das kippt. Für mich war der Moment da, als der Agenturproducer seinen Spruch vom „Geilen Scheiß“ abliess und sich das so anhörte, als habe er das schon hundert Mal gesagt. So, sorry, ich muß los, hab einen Komparseneinsatz für eine Band, die ich wirklich mag. Und Bier mag ich ja auch: Match made in heaven.

Mit der Unreal Engine auf dem Bauernhof

Wenn man im Jahr 1820, als rund 60% aller Beschäftigten in der Landwirtschaft gearbeitet haben, einem Bauern gesagt hätte, dass ein paar Generationen später in Deutschland nur noch 1,4% die Forke schwingen und damit einen bizarren Exportüberschuß erzeugen (Butterberge! Schweinefüße für den Export nach China!), hätte der sicher gesagt: „Ach Quatsch, wer soll denn die ganze Arbeit machen?“

Fast Forward 200 Jahre… Bei Google haben sie grade einen Engineer freigestellt, der zu laut davor gewarnt hat, daß die AI, die er gerade zu entwickeln hilft, ein eigenes Bewußtsein und menschliche Intelligenz aufweist, konkret: den Intelligenzgrad eines ca. 8jährigen Kindes.

Ach Quatsch, sagt da der tapfere Producer, ein ACHT-jähriger kann MEINEN Job nicht machen, ich bin safe.

Aber checkt mal die Meta Humans aus der Unreal Engine, von denen es inzwischen rd. 1.5 Millionen gibt. Ach Quatsch, sagt da die tapfere Schaupielerin, soooo real sehn die ja noch nicht aus, und der Post Aufwand, um die in real gedrehte Filme zu integrieren, ist ja noch ganz schön teuer.

Aber was ist mit Val Kilmers Stimme, die in echt nicht mehr verfügbar ist, weil Val Kehlkopfkrebs hat? Trotzdem spielt sie in TOP GUN 2 mit via Sonantic, die sie auf Basis alter Samples neue Sachen sagen lassen. Für Andy Warhol hat jemand dasselbe gemacht, und es kann nicht mehr lange dauern, bis das die Domäne der Promis verlässt und sich jemand vornimmt, Sprecherstimmen zu synthetisieren, die a) toll sind und b) alles sagen, was ich in meinen Browser tippe.

Ach Quatsch, keine AI kann sprechen wie Elmar Gunsch, sagt da der tapfere Sprecher, aber so langsam seh‘ ich da einen Pattern auf uns alle zurollen, ihr auch?

Den heißesten Verfolger-Atem haben glaube ich die SprecherInnen im Nacken, aber alle anderen Departments sollten sich da nicht zu sicher fühlen. Schaun wir uns mal genauer an, was passiert, wenn sich diese Tendenzen, von denen wir nur die kreativen Highlights mitbekommen, sich Richtung Arbeitsalltag aufmachen.

Es gibt schon länger AI Voices, die auf Basis von Voice Samples neuen Text einsprechen wie etwa bei MURF; kostet rd. 300 Dollar im Jahr für 96 Stunden gesprochen Text inklusive Buyouts, oder wie sie selbst sagen: „It enables brands to (…) save production costs in the advertisement process.“ Damn right it does!

Jetzt kann man sagen: Es gab auch schon immer SprecherInnen die schlechter klingen als diese geklonten AI Voices und welche, die für wenig bis gar kein Geld antreten wie z.B. der Mensch, von dem sich mein Jüngster auf youtube POKEMON vorlesen lässt. Grausam. Aber ich frage mich nicht nach den intellektuellen oder moralischen, den kreativen oder arbeitsmarkttechnischen (keine Jobs mehr für Sprecher & Darsteller!) Implikationen, ich bin ja Producer. Ich frage mich, wie sich das in einem Budget und später dann im Produktionsprozeß auswirkt. Und ich glaube, das wird den kompletten Markt für Sprecherinnen mit seiner gesamten Peripherie von Agenten und Tonstudios umblasen. Tja. Einfach mal so als steile These rausgehauen, nachdem ich nur 10 Minuten auf der MURF Website verbracht und mir lustige bis ernste Texte ausgedacht & vorsprechen lassen habe. Und dann hab ich mit dem Tool rumgefummelt, mit dem man die Aufnahmen dann tweaken kann: Satzmelodie modifizieren; Pausen & Betonungen einbauen etc. Probiert’s aus, macht Spaß, aber macht auch echt Angst.

Ich würde aus der hohlen Hand behaupten, dass in einem Werbefilmbudget 5-15 Prozent des Budgets  für Darstellergagen und Buyouts draufgeht. Wenn wir die Darsteller durch Metahumans austauschen, wird NOCH (wait for it…) der Post Production Aufwand mit Sicherheit die Buyout Ersparnis auffressen.

Aber bei Sprechern? Deren Kosten machen ja gerne mal ein paar Tausend Euro aus. Laut Gagenliste Deutscher Sprecher (GDS) kostet es beispielweise im Paket „All Media Spot Plus“ €3.000 an Buyouts, um einen Sprecher für 1 Jahr deutschlandweit für 1 TV Spot und 3 Abformate zu nutzen, weitere Versionen, weitere Kosten. Zeitlich unbegrenzt? €9.000. Zeitlich und räumlich unbegrenzt? €19.200. Wenn mir das eine AI wie bei MURF für nahezunichts liefert, dann können wir uns vorstellen, was das für ein incentive ist, MURF zu nutzen. Als erstes sind da natürlich die Gebrauchstexte und die Youtube Untertextungen dran, aber wartet’s mal ab.

Im Produktionsprozess werden uns dann sicher die üblichen Effekte begegnen, die man hat, wenn man real Gedrehtes durch VFX ersetzt, ich sage nur: der Fluch der endlosen Tweakability.

Vergleiche REAL GEDREHT versus PER VFX GELÖST:

GEDREHT

Producer: „So, das sind die fünf takes, ihr wart ja dabei und kennt sie alle – welchen sollen wir nehmen?“ Agentur: „Den zweiten.“

VFX

Producer: „Okay, seht mal hier, wir haben jetzt den Berg etwas höher gemacht und den Schnee etwas Weißer, und das Abendlicht haben wir etwas zurückgenommen“ Agentur: „Ich fände es ja super, wenn da noch ein Herde Rentiere über den Abhang laufen könnte, ist doch eh 3D.“

Dasselbe blüht uns dann bei AI Sprachsimulationen.

„Können wir da etwas mehr Emotion in das letzte Wort reinbekommen irgendwie? Satzmelodie etwas mehr runter? Insgesamt etwas femininer vielleicht? Die Pause größer zwischen den ersten beiden Sätzen?“

Aber auch da wird man sich mithilfe von sorgfältiger Producermoderation einpendeln zwischen dem üblichen Kreativanspruch („Hmmm, ja, schon ganz gut, aber können wir da nochmal X, Y und Z probieren?“) und dem budgetär Machbaren („Da waren 2 Sessions im Budget, ich hab Euch schon 3 gegeben, können wir uns bitte für eine Version entscheiden? Eure deadline war übrigens gestern.“)

Auf dem Bauernhof sind die 1,4%, die das heute noch machen, natürlich nicht mehr dieselben Heuwender wie ihre Kollegen 200 Jahre zuvor. Sie sind vielmehr Allrounder, Agrarökonomen, Ingenieure etc. in Personalunion. Genauso habe ich als sagenwirmal technikunaffiner Producer angefangen, in MURF an den Sprecherpausen rumzuschrauben, weil’s ja keinen Ton-Ing mehr gibt, der einem das abnimmt, und, bei 300 Euro im Jahr, natürlich auch kein Geld für einen Ton-Ing. Ein zweischneidiges Schwert, der verdammte Fortschritt, für Producer und Ton-Ingenieure gleichermaßen! Das muß man – über den initialen Spaß der ersten 10 Minuten hinaus – wollen. Und können.

Ich kenne ja Gottseidank jemanden bei Google. Ich hoffe, sie sagt rechtzeitig Bescheid, wenn die Google AI 20 Jahre alt wird, inzwischen Excel gelernt hat und gute Restaurants aussuchen, Rosé am Strand trinken und „HAMMER SCRIPT!!!“ sagen kann. Ich würde dann eher nicht MURF lernen sondern diversifizieren, vegane Schweine züchten vielleicht.

*Wow. Auch Grafikern & Illustratoren stehen interessante Zeiten bevor, wenn ich mir diese „Text – to Image“ AI anschaue. Truely mindblowing.

Kunsthandwerker

Im letzten Post haben wir uns mit den freien Künsten beschäftigt, die uns so verdächtig oft personifziert als WerbefilmheldInnen begegnen, und wir sind der Frage nachgegangen, warum eigentlich & wie die sich zu denjenigen verhalten, die sie sich ausdenken, den Agenturkreativen. Fazit: In etwa so wie Michelangelos Selbstbild („Dieser Kitsch-Papst mit seinem ver***en Goldfetisch! Für den bemale ich keine einzige Decke mehr!“) zu seinem Nachbild in den Augen chinesischer Vatikantouristinnen („Great Artist!“): Sehr großer Sicherheitsabstand.

Aber warum immer nur von anderen sprechen, wie nah sind denn wir ProducerInnen so dran an den Freien Künsten? Da fragen wir doch mal nicht Agenturmenschen („Wieso Kunst? Das sind doch die mit Excel“) oder Producer selbst („Ich hab ja grade den aktuellen Mercedes Film gemacht“), sondern lieber mal jemanden, der da von ganz weit weg bewundernswert detailliert draufgeguckt hat: Der Dritte Senat des Finanzgerichts Köln. Der hatte anno domini 2018 zu klären, ob eine Freelance Werbefilm-Producerin wie du & ich qua ihres Schaffens denn einer freiberuflichen Tätigkeit nachgegangen ist oder eben einer gewerblichen. Wo der gerichtsrelevante Unterschied ist? Freiberufler zahlen keine Gewerbesteuer, und das hatte die Producerin jahrelang auch nicht getan; der Prüfer vom Finanzamt hatte das – komisch! – ganz anders gesehen und ihr nachträglich Gewerbesteuer berechnet. Dagegen hatte sie dann geklagt.

BOOOORING, höre ich Euch murren, aber ich finde, das ganze Urteil ist wirklich ein echtes Schmankerl, lest es Euch mal durch, ich hab’s schon mehrfach getan. Und fragt Euch dabei:

Habt ihr jemals eine objektivere, sorgfältigere, detailreichere und deshalb am Ende bessere Beschreibung unseres Berufsalltags gelesen? (Spoiler 01: Ich noch nicht) Und: Glaubt die Klägerin wirklich, daß ihr Tun unter die Freien Künste fällt, oder hat sie ihre Jobbeschreibung nur deshalb in diese Richtung gepimpt, um der nachträglichen Gewerbesteuerzahlung zu entkommen? (Spoiler 02: Ich bin mir auch nach der dritten Lektüre noch nicht sicher.) Ah, und Spoiler 03: Ich kenne weder den Namen der Dame, noch kenne ich irgendwen, der sie kennt. Noch nichtmal vom Hörensagen.

Für alle, die sich jetzt nur noch mit Mühe wachhalten konnten, sei es schonmal vorweggenommen: NOPE. Keine Freiberuflichkeit bei Freelance Producern. Weil: „(Sie…) könnten nur dann freiberuflich tätig sein, wenn sie unter Anlegung eines strengen Maßstabs bei eigenschöpferischer Begabung eigene Ideen schöpferisch gestalteten. Die Klägerin sei aufgrund des umfassenden Tätigkeitsbildes (Planung, Beaufsichtigung, Budgetüberwachung) nicht auf diese Art tätig geworden. (…) Ebenso liege eine künstlerische Tätigkeit nicht vor.“

Der Einspruch wurde sehr detailliert abgebügelt: „(Die Producerin; SP.) …sei zwar eigenverantwortlich tätig, müsse sich aber jeweils eng absprechen, was einer künstlerischen Tätigkeit entgegenstehe. Den als Beispiel aufgeführten Werbespot für W habe nicht die Klägerin, sondern die Werbeagentur H kreiert. (…) Die schöpferische Leistung sei von den Darstellern und dem Regisseur erbracht worden, (…), nicht aber durch die Klägerin.“

Tja. Was soll ich sagen, stimmt wohl.

Keine Ahnung, ob das Urteil rechtsverbindlich geblieben ist und ihr Freiberufler-Hasen jetzt alle Einzelkaufleute oder Unternehmensgründer werden müßt. Ich meinerseits bin bis 2008 als Freiberufler durch alle Buchhaltungen und Steuerprüfungen geflutscht, bevor ich eine Firma gegründet habe. Aber das ist hier ja auch kein Steuerberatungsblog. Viel interessanter finde ich die angenehm nüchterne und glam-ignorierende Perspektive dieser einhundertsiebenseitigen Analyse mit dem knappen Fazit: Wir betreiben ein GEWERBE, Punkt.

Ein Bisserl kunstsinnige Anerkennung spendet uns das Gericht gegen Ende der Urteilsbegründung dann doch:

„Der Senat verkennt nicht, dass einzelne Elemente der Gesamttätigkeit der Klägerin nach den vorstehenden Grundsätzen als künstlerische Tätigkeit zu werten sein können. (…) Der Senat ist davon überzeugt, dass die Klägerin zum Gelingen des jeweiligen Werbefilmprojekts einen wesentlichen und wichtigen Beitrag leistet.“

Bei den Bundesjugendspielen würde man das als Trostpreis bezeichnen, würde ich sagen, aber trotzdem – ich glaub ich muss es gleich nochmal lesen. Hier steht’s in seiner vollen, 107seitigen Pracht.

FREI-HEIT, FREI-HEIEIEIEIEIT

Hier mal eine unvollständige Random Liste von Brand Ambassadors, von Protagonisten, die mir in diversen Vignettenfilm-Scripten der letzten Zeit so begegnet sind:

Apnoe Taucher (Weltmeisterin)

Wildlife Photographer

Sternenfotograf

Surfer

Skateboarder, natürlich

Designer

Malerin

DJ

Tänzerin

Und alle so: Versunken in ihrer Tätigkeit, ganz bei sich. Grenzüberschreiter, Visionäre, und irgendwie auch alle Künstler, weil sie ihr Tun transzendieren und es zu einer KUNST machen. Kompromisslos. Genie-artig. Allein. Was diese Künstler ganz sicher nicht & niemals tun: Auftragsarbeit. Sie machen das aus sich heraus, für sich.

Jetzt frage ich mich: Spricht das wirklich, wie immer versprochen, alle Konsumenten da draußen an, oder geht’s da vielleicht zumindest auch um etwas oder um jemanden ganz anderes? Naaa, klingelts? Ich sage: Das alles sind in Wahrheit unerreichbare Idealbilder aller Werber(film)dienstleister: „Keine Briefings. Keine Meetings. Keine Kompromisse“, um mal den JeverMann zu zitieren. Stattdessen freier Künstler, DER KEINE WERBUNG MACHEN MUSS.

Was, wenn wir nur einmal den Gedanken zuließen dass sich hier die Portraitisten ihr ideales Wunsch-Selbstbild zusammenprotraitieren? Dann wären diese Filme auf einer Meta-Ebene so etwas wie ein konstanter Hilferuf der geknechteten Kreativen, und eine Art des  „Stick it to the man“: Wenn wir in unserem Arbeistalltag schon immer geschunden werden und Dienstleistern müssen, daß die Schwarte kracht, dann legen wir Euch zumindest bei den Inhalten mal ein zwei Kuckukseier in euren Film, damit ihr mal seht wie das so ist wenn man FREI ist.“

Akzeptieren wir mal einen Moment diese hysterische Hypothese, und rufen: Liebe Kunden, hört mal genau hin was Eure Kommunikationsprofis Euch auf der Metaebene mit diesen ewiggleichen Archetypen kommunizieren wollen: ICH WILL AUCH MAL TOTAL KOMPROMISSLOS MEINER BERUFUNG FOLGEN. I DID NOT SIGN UP FOR THIS SHIT! ICH BRAUCHE EUER FEEBACK NICHT. ICH WILL ALLEIN SEIN! oder noch besser auf englisch: LEAVE ME ALONE!

Steile These, sagt Ihr? „Maybe, Baby“, sag ich.

Wo im Spektrum „kreative Freiheit“ würden Sie die folgenden 5 Begriffe auf einer Achse von VOLL VIEL bis NICHT SO RICHTIG VIEL einordnen:

Michelangelo – Fahrer – Caterer – Producer – Agenturkreative

A propos Michelangelo: Der hat die Sixtinische Kapelle unabgesprochen nicht – wie eigentlich vom Kunden Julius II. gewünscht – in tempera gemalt, sondern als fresco, weil er dadurch von seinem Honorar nur rd. 1% für die Farben ausgeben musste. Tempera hätte Gold und Ultramarin erfordert – da wär deutlich mehr Geld für Material draufgegangen, das hätte das MarkUp gedrückt. Kreativbegründung Michelangelo: „Die Heiligen waren arm und haben Gold verachtet. Machen wir nicht“.

Der Kunde wollte eigentlich per finiture die Gold- und Ultramarinelemente nachträglich gegen Michelangelos Willen ergänzen lassen, hat dann aber davon abgesehen. Nicht weil er das Ergebnis kreativ so überzeugend fand wie wir heute, sondern weil Michelangelo die Gerüste schon wieder hatte abbauen lassen – neue Gerüste waren dem Kunden dann doch zu teuer. Und er fand’s bis zum Schluß mies. Kunde bei der Online-Abnahme: „Sieht ärmlich aus“.*

Aber warum immer über andere (Agenturkreative, Renaissancekünstler) reden. Wie haben wir’s denn so als Producer mit dem Selbstbild und dem Dienstleistertum? Im nächsten Post beschäftigen wir uns mal mit einem Gerichtsverfahren, das eine Freelance Werbefilm Producerin geführt hat, um klären zu lassen: „Bin ich eigentlich kreativ?“ Wetten auf den Ausgang werden noch angenommen – Stay tuned!

*Kann ich immer noch drüber lachen: Warum Michelangelo nicht den Auftrag für DAS LETZTE ABENDMAHL bekommen hat. Michael Palin & John Cleese live auf der Bühne.

Rüstungskontrollabkommen

Der Aufwand für Regie-Interpretationen dreht in letzter Zeit komplett frei – wir brauchen ein Rüstungskontrollabkommen, um das Problem zu lösen. Wait, what?

Die „Director’s Interpretation“ (vulgo „Das Treatment“; oder Old School: „Die Regieauffassung“) soll dem Kunden und der Agentur einen Eindruck davon vermitteln, wie deine Regisseurin ein Agenturscript umsetzen würde. Sie ist das zentrale Element in der Pitch-Phase, in der die Produktionsfirmen versuchen, einen Auftrag zu bekommen.

Noch 2008 habe ich gesehen, wie ein TV-Spot mit einem Millionen-Euro-Budget auf der Grundlage einer DI in Auftrag gegeben wurde, die aus vier Seiten reinem Text und zwei Seiten Moodbildern bestand. „OK, Boomer…“ kann ich euch alle murmeln hören. „Those were the days… Aber können sich Kunde und Agentur heutzutage nicht ein viel besseres Bild davon machen, was sie erwartet? Ist es nicht toll, wenn sich die Regisseure mit Volldampf auf ein Projekt stürzen und wirklich zeigen, wie sehr es ihnen gefällt und welche tollen Welten ihnen einfallen?“

Ja, vielleicht. Noch besser wäre es eigentlich, wenn wir den Film schonmal so layoutmässig vordrehen würden stattdessen, aber das alles hat halt seinen Preis. Das Pitchen hat sich in ein potenziell ruinöses Wettrüsten verwandelt, mit Armeen von Regiescouts, Inhouse Creative Researchers, Mood Scouts, Ghostwritern, Layoutern, Übersetzern usw., die bei jedem Pitch mehr Text, mehr Moods, bessere Layouts, mehr Überarbeitungsrunden produzieren, nur um einen kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erlangen.

Wieso Rüstungskontrolle? Das Vokabular des Kalten Krieges ist hier sehr angemessen. Die geschilderte Situation ist die Lehrbuch-Definition von „Overkill“: das Potenzial, den Gegner x-fach zu vernichten, auch wenn er schon ein paar Mal gestorben ist – so wie eine 40-seitige DI für einen 20-Sekunden-TVC alle Teilnehmer mehrmals zu Tode langweilen wird, weil nach 10 Seiten alles gesagt sein könnte. „Cast is key (auf drei Seiten ausgewalzt)“. „Kamera ist aber auch unglaublich wichtig“ (auf drei weiteren Seiten ausgewalzt)…

Ein solches Wettrüsten kann ganze Volkswirtschaften zerstören, und keine der beteiligten Parteien hat die Möglichkeit, einseitig auszusteigen: Wer nicht mitmacht, hat schon verloren.

Die Hauptlast dieses Wettrüstens tragen die Produktionsfirmen, und vermutlich trifft es die kleineren unter ihnen unverhältnismäßig stark. Wer kann es sich schon leisten, diverse Tausend Euro pro Pitch aus seinen lausigen Projekt-Markups zu bezahlen? Multipliziert mit 5 wohlgemerkt, da man ja nur jeden fünften Pitch gewinnt? Agenturen und Kunden zahlen ja nicht für den Pitch, also muss er aus MarkUps bezahlt werden, die du in Zukunft vielleicht übrig behalten könntest. „Jaja, Die Klage ist des Kaufmann’s Gruß!“ höre ich euch ungläubig murren, aber diese grundsolide Studie hier belegt, dass Produktionsfirmen in Deutschland im Jahr 2014 insgesamt rund  450.000€ für einen Pitch ausgegeben haben, bis zu 10.000 € für einige Pitches und 3.500 € für einen durchschnittlichen Pitch. Heißt auf Deutsch: aus jedem Projekt kannst du gleich mal rd. 15.000 EUR für die fünf Pitches zur Seite legen, die es gebraucht hat, um das Projekt zu gewinnen. Alles Pi Mal Daumen, aber ihr versteht die generelle Richtung.

Und diese Zahlen berücksichtigen noch nicht einmal die Arbeitskraft, die auf der Produktionsseite für die Organisation, das Lesen, Übersetzen, Feedback geben, die Rechnungsstellung usw. verbrannt wird. Oder die Arbeitskraft, die auf Agenturseite vergeudet wird, z.B. für das Schreiben einer DI-Zusammenfassung für den Kunden, denn „Du glaubst doch nicht, dass der Marketingchef fünfmal 40 Seiten DI durchliest, Stephan!“ Verdammt richtig, das glaube ich wirklich nicht. Aber warum schreiben wir sie dann, oder lassen jemanden diese 40 Seiten schreiben, illustrieren und layouten? Wie oft hat mir schon ein Agenturproducer versichert, dass der Kunde nach der Präsentation in Auszügen wirklich die komplette DI erhalten habe und sie am nächsten Wochenende auch ganz sicher komplett lesen werde (as if…).

Ich denke wir haben hier eine kritische Dimension erreicht, die massive negative Auswirkungen auf alle Beteiligten in unserem kleinen Ökosystem aus Produktionsfirmen, Agenturen und Kunden hat. Es wird unnötig Energie vernichtet, ohne dass für irgendjemanden ein greifbarer Mehrwert entsteht. Vielleicht sollten wir auf Produktionsseite uns, anstatt uns einen Wettbewerb mit den Agenturen zu liefern darum, wer die geileren Präsentationen basteln kann, uns wieder mehr mit unseren eigentlichen Aufgaben & Kompetenzen beschäftigen – aber wie gesagt: einseitig aussteigen ist da verdammt schwierig.

Man könnte auch sagen, es ist Zeit für ein Rüstungskontrollabkommen, das von Agenturen und Kunden ausgerufen und durchgesetzt und von uns Produktionen befolgt werden muss:

1) Das Briefing der Agentur begrenzt die Regie-Interpretation auf, sagen wir, zehn Seiten.

2) Längere DIs werden vom Pitch ausgeschlossen.

3) Dies ist ab sofort Industriestandard. 

Ganz einfach, oder?

P.S.: Die Idee, eine „Treatment Fee“ zu verlangen, ob von Regisseuren oder Produktionen, halte ich, ohne in die Details gehen zu wollen, für kontraproduktiv. Die wird im Zweifelsfall nur die Anspruchshaltung auf Seiten von Kunden und Agenturen verstärken: „Haben wir doch für bezahlt, jetzt wollen wir aber auch noch ’ne Runde sehen.“ Man muß stattdessen kollektiv sich darüber einigen, den Aufwand zu begrenzen, und nicht weitere Incentives schaffen dafür, ihn noch zu erhöhen. Privatmeinung, wie immer.

You’ll be sayin‘ no, no, no, no, no/ When it’s really yeah, yeah, yeah, yeah, yeah

Warum fällt es uns so schwer, mal NEIN zu einem Pitch zu sagen? Vieles spricht ja auf den ersten Blick dafür, öfter mal NEIN zu sagen.

„Attacke!“ Ja, aber du kannst nicht immer überall Vollgas geben. Du musst sorgfältig wählen wo du dich reinwirfst, sonst ist deine Fire Power zu schnell erschöpft. Dazu gehört, dass du auch mal aussteigst und NEIN, DANKE sagst.

„Wir haben jetzt 22 Pitches für diesen Kunden verloren, das muss doch mal wieder klappern, ich bleibe da dran“. Selten so eine klare Manifestation der Sunk Cost Fallacy gesehen: Nein, das muß nicht wieder werden! Das wird sogar relativ sicher nix mehr. Don’t throw bad money after good. Vergiss den Kunden und überlasse ihn den Mitbewerbern. Vielleicht warst du die letzten 22 Male nur noch dabei, weil sie ja auch immer einen brauchten, der am teuersten war?

„Es gibt noch kein Budget“. Dann kann aber auch keiner erwarten, dass du 5.000 Euro in die Hand nimmst für eine Pitchteilnahme, nur um später zu erfahren, daß das Budget nur die Hälfte beträgt von dem was es sein sollte. Wer einen Pitch ausruft, der hat zumindest selber eine Budget-Idee, über die er mit dem Kunden gesprochen hat, bevor der Pitch losgeht. Alles andere ist schlicht unseriös, vorsichtiger gesagt: nicht branchenüblich.

Hilf gerne mit Grobkosten bei der Preisfindung (die jede gut aufgestellte Agentur eigentlich auch alleine hinbekommt), aber geh nicht all in. Du wirst nur unter anderem deinen Regisseur verbrennen und dein Geld verschwenden, sag lieber NEIN.

Sagt sich alles so leicht, ist aber in der Praxis immer schwierig bis unmöglich. Warum nochmal? Hier kommen die ersten 10 von 1.000 guten bis mittelguten Gründe, warum es viel einfacher ist, JA zu sagen:

1 Du willst dir deine Connection nicht verbrennen. Wir haben unsere Schatzies auf Agenturseite ja so versaut mit dem ewigen Dienstgeleistere, daß sie mit Zurückweisung oft schlechter umgehen können als mein Jüngster: Tantrum, stundenlang unkooperatives Verhalten, Sachen kaputtmachen, oder im Agenturfall eben wochenlang keine neue Anfrage schicken. Also sagst du JA.

2 Niemand mag schwierige Business Partner, alle lieben flauschige, geschmeidige, hilfsbereite Producerbunnies, also sagst du JA.

3 Bidding ist wie Börse: aktive Investoren halten sich für schlauer als der Gesamtmarkt. Sie setzen auf Einzelwerte, weil sie glauben dass sie damit besser performen als der Gesamtmarkt. Passive Investoren setzen auf den MSCI World, der den gesamten Markt abbildet und erwirtschaften so 6-8% Rendite pro Jahr. Wahre Magie sieht anders aus, aber dafür ist die Entscheidungsfindung viel einfacher: setz einfach auf alles, dann kannst du mit einem gewissen vorhersehbaren return rechnen. Alles andere ist Zocken (sagen die passiven Investoren). Du kannst also aktiv & picky sein („Tut mir leid, aber die drei Regisseure, die dafür in Frage kämen, sind in dem Zeitraum leider alle schon gebucht“ vulgo: „Ferrero? Over my dead body.“); du kannst aber auch einen eher passiven Ansatz verfolgen und sagen: wir bidden auf alles, die Chance dass was klappt ist immer 1:5, aber es ist viel zu aufreibend und energiefresserisch, cherry picking zu betreiben, also sagst du JA.

4 Ohne Pitch-Teilnahme keine Chance: wenn du nein sagst bist du schon raus; wenn du mitmachst, hast du eine Chance, wie klitzeklein sie auch sein mag. Egal welche Chance: auf einen tollen Film. Auf einen satten Gewinn. Auf einen neuen Kunden. So viele Chancen!! Wer sagt da NEIN? Also sagst du JA.

5 Das Pitchen ist in deinem Setup eh eine well oiled machine, um mal Ex-Präsident T. zu zitieren, es ist nahezu einfacher mitzumachen als NICHT mitzumachen. Also sagst du JA.

6 Deine Agentur erpreßt Dich: Wenn du bei diesem Gruselpitch nicht mitmachst, dann darfst du auch bei der nächsten 2-Mio-Euro-Autokampagne nicht mitbidden.

7 Oder sie beutet rücksichtslos deine Ressourcen aus: Der Agenturproducer ist zu faul oder zu unterbesetzt um selber Grobkosten zu machen, darum kumpelt er dich an und fragt ob du vielleicht zum hundertsten Mal mit Zahlen aushelfen kannst in der Hoffnung, daß daraus ein echter Pitch wird und du dann einen Gefallen eincashen kannst. Vielleicht. Also sagst du JA.

8 Deine Boss ist nervös, weil die Umsätze nicht so geil sind wie letztes Jahr, und weil die letzten zehn Pitches abgeraucht sind. Ja, The Pitch is a Bitch, und es braucht wie die Börse einen langen Atem, um die durchschnittlich erwartbaren Resultate zu erzeugen. Also sagst du JA.

9 Du bist neu hier. Du mußt dich da reinbeißen, du mußt jede noch so kleine Gelegenheit nutzen, um mit den Big Guns mitzuhalten, damit du eines Tages nicht von den Brosamen leben mußt, die von den Tischen der Großen runterfallen. Also sagst du JA.

10 Du bist einer von den Big Guns. Du kannst es dir nicht leisten, den jungen Wilden auch nur den kleinsten Vorteil einzuräumen – wehret den Anfängen, wenn die einmal am Rennen sind, dann stoßen sie dich aus der Pole Position, also sagst du JA.

You see? Gar nicht so einfach. So, jetzt gerne ihr: Weitere Gründe NEIN zu sagen bitte in die Kommentarspalte. Oder doch JA?