Electric Plug Porn

1990 ist in Washington ein Gesetz verabschiedet worden, das das Rauchen auf Inlandsflügen verbietet. Langstreckenflüge folgten, die Lufthansa hat 1995 das Rauchen verboten. Und womit beginnt mein Flug nach Johannesburg in 2022? Ich setze mich auf meinen Platz und bewundere einmal mehr die NO SMOKING Symbole über mir und höre mir zum dreitausendsten Mal an, dass ich auf dem Flug nicht rauchen dürfe. Nein, auch nicht auf den Toiletten (Schade, weil’s da ja besonders Spaß macht). Soweit, so gut, seit 27 Jahren, Ende nicht in Sicht. Und warum? Warum, wenn ein Teil der Fluggäste von heute noch nicht mal geboren waren, als an Bord noch geraucht wurde (anders als ich, der ich immer einen Nichtrauchersitz reserviert habe, um dann im Raucherbereich eine zu piefen…)?  Weil das Kommunizieren von Neuigkeiten wohl offensichtlich so seine Zeit braucht.

Das bringt mich zu meinem Lieblingsshot aus noch nahezu jedem Elektroauto-Introducing-Film, nämlich das CloseUp, wo eine fein manikürte Hand, perfekt beleuchtet, einen dieser obszön klobigen Elektrostecker in das Auto reinsteckt, oder, imagine!, den Stecker wieder rauszieht? Oder beides? Damit auch ja jeder versteht: „DamendundHerren, schauen Sie bitte ganz genau hin: DIES IST EIN ELEKTROAUTO! Hamsedaskapiert? Und wenn nicht zeigen wir auch noch die Ladebox an der Wand, die auch scheiße aussieht.“ 

Ich sags Euch: dieser Shot wird uns noch lange, lange begleiten. Seeehr lange. Und wir werden Kreativdirektoren im Call sagen hören „I TOLD THE CLIENT: OVER MY DEAD BODY“; wir werden Handmodelle dafür casten, uns darüber unterhalten, ob des Handmodels Hand zum Darsteller passt oder nicht, manchmal ganz mutig mit der echten Hand des Darstellers drehen (Shocking!); uns mit Kunde und Agentur drüber streiten ob der shot UND der shot mit der wall socket in den edit müssen; wir werden im edit eine Version ohne den shot präsentieren und hören: „stimmt, viel schöner, aber leiderleider“; wir werden ihn für den Director’s Cut rausschneiden, etc pp.. 

Und all das für die nächsten, sagenwirmal, 25 Jahre. Read my lips!

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