Location, Location, Location

Man kann mit Recht sagen, daß das Monument Valley nur ein Stapel Steine wäre ohne John Ford’s Pioniertat, seine größten Filme dort zu drehen. Aber auch John Ford mußte auf Director’s Recce und das Tal für sich und für uns entdecken. Als er in den 30ern für „THE SEARCHERS“ mit seinem DP Winton C. Hoch dort war, ließen sie sich von einem ehrfurchtgebietenden Native American namens Hastobiga führen, von dem sie erwarteten, dass er ihnen als Local die spektakulärsten Locations zeigen würde – schließlich lebten die Navajo seit undenklichen Zeiten hier, und das Valley war ihnen heilig und zutiefst vertraut. Hastobiga ging jeweils voran und stellte die Kamera ab – dann ließ er John Ford und Winton C. Hoch das Valley durch den Sucher betrachten. Von Tag zu Tag wuchs die Verwunderung der beiden Filmprofis darüber, mit welch filmischem Auge der Mann die besten Kamerapositionen aussuchte, bis Winton C. Hoch nicht mehr anders konnte als zu fragen: „How do you always know that this is the best place to put my camera?“ Hastobiga antwortete schulterzuckend: „Because that’s where they always put it”.

Ist natürlich lustig; aber der entscheidende Moment ist gar nicht Teil der wahrscheinlich komplett frei erfundenen Story: Was macht John Ford als nächstes? Akzeptiert er, daß das die beste Location für seinen Film ist und dazu noch, daß das der beste Ort ist, die Location zu featuren, WEIL DAS ALLE IMMER SO MACHEN – oder sucht er was Anderes, was Fresheres, was Besseres; vielleicht in Chile, weil da MetroGoldwynMeyer grade gedreht haben soll? Oder spielt John Ford vielleicht in der Geschichte gar nicht erst mit, weil er alle Monument Valley Filme schon gesehen hat und weiß daß die Location schon ganz schön abgefrühstückt ist, der Chapman’s Peak Drive des wilden Westens sozusagen, und sucht von vornherein schon was ganz anderes? Studio? Unreal Engine?

Ich kann Euch nicht sagen, wie John Ford tickt. Ich kann Euch aber verraten an welchen Enden des Möglichkeitsspektrums sich ein Producer und ein Agentur-Kreativer relativ wahrscheinlich regelmäßig aufhalten: Wer sagt öfter: „Autofilm, urban und mit sehenswertem Umland? Da fällt mir Lissabon ein.“ Und wer: „Das soll zwar ein Autofilm mit modernen urbanen Elementen und mit ein paar Fahrszenen im Umland sein (SUV!! Die Szene, in der sich das Auto, über Land fahrend, der Silhouette einer modernen Großstadt nähert!!)), aber in Lissabon hab ich schon jede Brücke viermal gedreht, habt ihr da nicht mal eine ganz andere, freshe Idee?“ Mögliche Antworten bitte unten in die Kommentarzeile!

Ich warte ja die ganze Zeit schon darauf, daß sich endlich mal jemand Kasachstan wünscht. Ich kenn da was total Freshes, bißchen doof grade mit den vermaledeiten Russen in der Nachbarschaft, aber die Zeit wird kommen, wartet’s nur ab! Bin übrigens neulich in Südafrika nur so aus Trotz mal wieder selbst über den Chapman’s Peak Drive gefahren und kann Skeptikern & Nachwuchs, die vom Chapman’s Peak Drive nur wissen, daß der eigentlich immer gesperrt ist, berichten: ist grade geöffnet und sieht ganz geil aus, vor allem wenn man so die Kombi aus Meer und Bergen hat und dann im Hintergrund sich so die Stadt aufbaut… hmmm… vielleicht für einen SUV Film mal vorschlagen demnächst?

2 Kommentare zu „Location, Location, Location

  1. Super zu lesen mal wieder, Stephan! Aber: Ich dachte auf Chapman‘s Peak dürfte man seit einigen Jahren gar nicht mehr drehen, weil es dort einen Schlimmen Dreh-Unfall gab? Moped in die Schlucht weil der Sweeper gepennt hat oder so ähnlich? Oder ist das eine urban Industry legend…?

    1. Na potz tausend, da weisst du mehr als ich, Flo. Find ich mal schnell raus – und ich dachte da dreht keiner mehr weil alle so spoilt sind.
      Aber insgesamt ist das Ganze ja doch eher fiktional: Im Hintergrund baut sich da auch keine Stadt auf, das passiert ja immer nur im Kopf der Kunden bzw. am Flame…

      Vielen Dank für die Blumen!

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