Spare me yourselfie!

Warum sind diese AI-generierten Selfie/Vlog-Videos eigentlich so eine Sensation und Provokation? Der Humor, geschenkt. Daran kann’s nicht liegen. Steile These: Die sind deshalb so ein Stachel in meinem Fleisch, weil sie hinter dem vordergründigen Humor sich lustig machen über die Welten, die sie zusammenrühren und zugleich zu Grabe tragen, nämlich:

  1. Das Filmemachen mit fettem Production Value. Schaut Euch mal das Odysseus-Vlog an. Shots wie diese (vom bescheuerten ausgestreckten Selfie-Arm abgesehen) haben Wolfgang Petersen in Troja hunderttausende von Dollars beim Dreh und in der Post gekostet, die werden hier einfach mit VEO3 hintereinander weggeballert als wär nix.
  2. Die vermeintliche Authentizität des Vloggens. Der (müde) Witz ist ja nicht, dass Odysseus kein Iphone hatte. Der Witz ist, das Odysseus kein Iphone mehr BRAUCHT um Vlogs zu machen, weil es jetzt AI gibt. „There’s a joke here somewhere / and it’s on me“, wie Dr. Springsteen zu sagen pflegt.

Insofern ist das jenseits des Bru-Ha-Ha Effektes eine triumphale Geste, ein imperialer, raumgreifender Anspruch, den man aus Perspektive der generativen AI auch so formulieren könnte: Vielen Dank für all die Trainingsdaten aus hunderten von Sandalenfilmen und Milliarden an Selfies und Vlogs, ab jetzt machen wir das aber ohne Euch.

Aus meiner Perspektive, der ich eher bei den Sandalenfilmen als bei den Selfies zuhause bin, ist es ein kleiner, schadenfoher Trost, dass das unsägliche Social Media Gewackel, das uns so oft schon das Wasser abzugraben gedroht hat, jetzt selber zum Opfer des nächsten Innovationsschubs wird. Aber eben leider nur ein schwacher Trost.

Oh, und bitte keine weiteren AI Vlogs verlinken, I’ve seen it all, danke, reicht.

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